(JGB 134), Der Unterleib ist der Grund dafür, dass der Mensch sich nicht so leicht für einen Gott hält. Deshalb könne der Starke, der nicht durch die verweichlichte Mitleidskultur geprägt sei, Leiden ohne Hadern ertragen. Das Perspektivische sei eine „Grundbedingung des Lebens“ (JGB Einleitung), weshalb man nicht den Geist oder das Gute absolut setzen könne wie Platon. In der These, dass Moral als solche kulturabhängig sei, kommt erneut der Perspektivismus Nietzsches zum Ausdruck. „Jenseits von Gut und Böse“ 3.1 Vorbemerkungen 3.2 Die Irrtümer des Denkens 3.3 Über die Wahrheit 3.4 Die Unwichtigkeit von Gott 3.5 Das religiöse Wesen 3.6 Erklärung für den Fortbestand des Christentums 3.7 Nietzsches Jesusbild. Der Sklavenmensch hingegen, der ängstlich und skeptisch ist, folge dem Maßstab von Gut und Böse, weil er hierdurch ein Mittel sehe, seine Lage zu verbessern. „Dass aber deren Tempo für die Ungeduldigeren, für die Kranken und Süchtigen des genannten Instinktes noch viel zu langsam und schläfrig ist, dafür spricht das immer rasender werdende Geheul, das immer unverhülltere Zähnefletschen der Anarchisten-Hunde, welche jetzt durch die Gassen der europäischen Cultur schweifen: anscheinend im Gegensatz zu den friedlich-arbeitsamen Demokraten und Revolutions-Ideologen, noch mehr zu den tölpelhaften Philosophastern und Bruderschafts-Schwärmern, welche sich Socialisten nennen und die »freie Gesellschaft« wollen, in Wahrheit aber Eins mit ihnen Allen in der gründlichen und instinktiven Feindseligkeit gegen jede andre Gesellschafts-Form als die der autonomen Heerde (bis hinaus zur Ablehnung selbst der Begriffe »Herr« und »Knecht« — ni dieu ni maître [kein Gott, kein Herr] heisst eine socialistische Formel — );“ (JGB 202), „Auf die Gefahr hin, unschuldige Ohren missvergnügt zu machen, stelle ich hin: der Egoismus gehört zum Wesen der vornehmen Seele, ich meine jenen unverrückbaren Glauben, dass einem Wesen, wie »wir sind«, andre Wesen von Natur unterthan sein müssen und sich ihm zu opfern haben. Welträtsel • In both cases, the more spiritualized form of the desire to possess also demands one possess what is good more completely. In der Einsamkeit erreicht der Vornehme Reinlichkeit. Jeder Trieb ist damit auf ein Ziel gerichtet. Aufgrund dieser These wird Nietzsches Philosophie auch als Perspektivismus bezeichnet. Nietzsche criticizes "unegoistic morality" and demands that "Moralities must first of all be forced to bow before order of rank" (§221). „Wer vornehm ist, spürt das Bedürfnis nicht, es zu sein, wer das Bedürfnis danach fühlt, ist nicht vornehm.“[63]. (JGB 67), „Das habe ich gethan“ sagt mein Gedächtniss. Gedanken über die moralischen Vorurteile • Zufriedenheit mit sich selbst könne der Mensch nur verwirklichen, wenn er seinen wahren Charakter verwirklichte. „Fast Alles, was wir »höhere Cultur« nennen, beruht auf der Vergeistigung und Vertiefung der Grausamkeit — dies ist mein Satz; jenes »wilde Thier« ist gar nicht abgetödtet worden, es lebt, es blüht, es hat sich nur — vergöttlicht.“ (JGB 229), Der Vornehme übernehme Verantwortung für sein Leben. He offers an entirely psychological explanation of every past philosophy: each has been an "involuntary and unconscious memoir" on the part of its author (§6) and exists to justify his moral prejudices, which he solemnly baptizes as "truths". Nietzsche singles out the Stoic precept of "living according to nature" (§9) as showing how philosophy "creates the world in its own image" by trying to regiment nature "according to the Stoa." Nietzsches Forderung war, wieder zu der Perspektive der vormoralischen Zeit zurückzukehren. Zur Genealogie der Moral, edited by Giorgio Colli and Mazzino Montinari, Munich: Deutscher Taschenbuch Verlag, 2002 (study edition of the standard German Nietzsche edition) Hierbei könne es sich „nicht um Psychologie, auch nicht um eine durch Physiologie unterbaute Psychologie handeln.“[48] Dagegen steht der unmittelbare Widerspruch von Walter Kaufmann: „In seinem Verständnis ist Wille zur Macht zuerst und vor allem der Schlüsselbebgriff einer psychologischen Hypothese.“[49] Wolfgang Müller-Lauter kritisiert an Heideggers Nietzscheinterpretation, dass dieser keinen Zugang zur Pluralität der Willen zur Macht (JGB 19) gefunden habe und diese auf ein „ursprünglich Einfaches“ reduziere, das so bei Nietzsche nicht vorzufinden sei. Wahrheit könne in deutlichem Widerspruch zu Nützlichkeit stehen, während man auf der Grundlage eines Irrtums gegebenenfalls sehr gut leben könne. Life is nothing without appearances; it appears to Nietzsche that it follows from this that the abolition of appearances would imply the abolition of "truth" as well. Und vielleicht auch den Pfeil, die Aufgabe, wer weiss? An diesen Mechanismus knüpfe die Sklavenmoral an, ohne einen Anspruch auf Leistung der Starken zu haben, weil diese keine Gegenleistung erhielten. ), Zweites Hauptstück: Der freie Geist (24. Nietzsche empfahl jedoch keine Abschaffung der Religion, sondern diese als Instrument, als „Züchtungs- und Erziehungsmittel in der Hand des Philosophen“ (JGB 62), weiter zu benutzen. — Friedrich Nietzsche, buch Jenseits von Gut und Böse. 1961, 55, Walter Arnold Kaufmann: Nietzsche: Philosoph – Psychologe – Antichrist. Von den Vorurteilen der Philosophen ... in fünf, sechs Köpfen, daß Physik auch nur eine Welt-Auslegung und -Zurechtlegung (nach uns! Der Sklavenmensch hingegen, der ängstlich und skeptisch sei, folge dem Maßstab von Gut und Böse, weil er hierdurch ein Mittel sehe, seine Lage zu verbessern. Seine besondere Leistung lag darin, dass er den Zusammenhang von Moral und Herrschaft herausgearbeitet hatte. Dagegen stehe die Sklaven-Moral, die zwischen gut und böse aus der Perspektive der Massen, der Mittelmäßigen und Unterprivilegierten unterscheide. ): 100 Jahre philosophische Nietzsche-Rezeption, Athenäum, Frankfurt 1991, 140–154, hier 145, Volker Gerhard: Pathos und Distanz. Das Leiden abzuschaffen, wie es Schopenhauer, der Buddhismus, das Christentum, die Demokraten oder die Sozialisten wollten, würde bedeuten, dass der Mensch nur Zuschauer bleibe. Auch die Philosophie ist eine Form des „geistigen Willens zur Macht.“ (JGB 9) Er diskutierte das Verhältnis von Willen und Kausalität und entwarf die Hypothese, dass „überall wo »Wirkungen« anerkannt werden, Wille auf Wille wirkt — und ob nicht alles mechanische Geschehen, insofern eine Kraft darin thätig wird, eben Willenskraft, Willens-Wirkung ist. Nietzsche hatte eigentlich mit Jenseits von Gut und Böse und den 1886/87 gedruckten, veränderten Neuauflagen früherer Schriften sein Werk als vorläufig abgeschlossen angesehen und wollte sich Zeit fürs Durchdenken neuer Themen nehmen. (JGB 253) Gewissen sei das Ergebnis der Normen der Sklavenmoral. Siehe Nietzsche-Ausgabe für allgemeine Informationen. Eine logische Begründung gebe es hierfür nicht. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1988, 237–238; siehe auch: ders. Er unterschied vier Gruppen: Als Schriften der Krisis bezeichnete er seine frühen Schriften (Geburt der Tragödie 1872, Unzeitgemäße Betrachtungen 1873–1876 und Menschliches, Allzumenschliches 1878–1880 (KSA 6, EH 323)). – 23. Tatsächlich ging es ihm um die psychologische Konstitution des vornehmen Menschen. The work consists of a short preface dated to 1885, 296 numbered sections, and an "epode" (or "aftersong") entitled "From High Mountains". Herrenmoral • Die Geburt des tragischen Gedankens • Nach Giorgio Colli werden in Jenseits von Gut und Böse „zentrale Themen aus der Zeit von Menschliches, Allzumenschliches bis zur Fröhlichen Wissenschaft“ vor allem in Hinblick auf die Moralphilosophie wieder aufgenommen und verarbeitet. Nietzsche hat nicht nach Erkenntniswahrheit, sondern nach „Sinnwahrheit“ gefragt. Ewige Wiederkunft • Solche Ideen seien nur negativ. [37] Hoffnung insofern, als die Juden in Europa keine Neigungen zu Nationalismen hätten, wie sie nicht nur, aber in hohem Maße zu dieser Zeit in Deutschland vorzufinden gewesen seien. (JGB 62) „Der christliche Glaube ist von Anbeginn Opferung: Opferung aller Freiheit, alles Stolzes, aller Selbstgewissheit des Geistes; zugleich Verknechtung und Selbst-Verhöhnung, Selbst-Verstümmelung.“ (JGB 46), Die Religion habe vor allem die Funktion des Machterhalts. mit Verlaub gesagt) und nicht eine Welt-Erklärung ist: aber, insofern sie sich auf den Glauben an ... Friedrich Nietzsche: Werke in drei Bänden. Die Einsamkeit schützt ihn davor, in der Gemeinschaft unterzugehen. Jenseits von Gut und Böse ist das erste Buch aus Nietzsches Spätwerk. B. zitiert bei Wolfgang Röd: Nietzsche. Nietzsche kann sich stolz zurücklehnen und feiern. Die Philosophen der Zukunft seien „Versucher“ (JGB 42) und „Menschen der Experimente“ (JGB 210), die als „Befehlende und Gesetzgeber“ neue Werte schüfen. Ecce homo • (KSA 4 Za 284) Im Nachgang bezeichnete Nietzsche sein Jenseits von Gut und Böse als eine Art Glossarium zum Zarathustra, von dem er hoffte, dass er in Verbindung mit der neuen Schrift mehr Aufmerksamkeit erhalten könne. Es ist die ethische Grundregel für den souveränen Menschen der Zukunft, mit der er zu sich selbst finden kann. OUP, Oxford 1996, 12, John Richardson: Nietzsche's System. Der Fall Wagner • November 2020, 08.30 Uhr Redaktion: Ralf Kölbel 228). Gut bedeutet hier Stärke, Stolz, Vornehmheit, Selbstbewusste Wahrnehmung von Privilegien, Härte gegen die geringer qualifizierte Masse und sich selbst. Nietzsche sah den Ursprung der Gerechtigkeit im Vertrag, im Einhalten von Versprechen. Oktober 1886, KSB 7, 270, Friedrich Nietzsche: Nachgelassene Fragmente Herbst 1884 – Herbst 1885, hrsg. Aber man soll sich nicht wundern, wenn es nicht viel ist,—wenn er da gerade sich unächt, zerbrechlich, fragwürdig und morsch zeigt. Bezeichnend für Nietzsche ist der aphoristische Schreibstil der Hauptstücke; insgesamt setzt sich das Werk aus 296 unterschiedlich langen Aphorismen zusammen. Wahrheit sei schon deshalb nicht möglich, weil die Sprache unzulänglich für eine angemessene Beschreibung der Wirklichkeit sei. Nietzsche discusses the complexities of the German soul (§244), praises the Jews and heavily criticizes the trend of German antisemitism (§251). (EH 351) Seine späten Schriften fasste er schließlich unter „Umwerthung“ zusammen (KSA 6, EH 355). mit Verlaub gesagt) und nicht eine Welt-Erklärung ist: aber, insofern sie sich auf den Glauben an die Sinne stellt, gilt sie als mehr und muss auf lange hinaus noch als mehr, nämlich als Erklärung gelten. 1988, 108, KSA 14, 345 sowie Brief an R. von Seydlitz vom 26. (JGB 156), Unserm stärksten Triebe, dem Tyrannen in uns, unterwirft sich nicht nur unsre Vernunft, sondern auch unser Gewissen. There are kinds of fearless scholars who are truly independent of prejudice (§6), but these "philosophical labourers and men of science in general" should not be confused with philosophers, who are "commanders and law-givers" (§211). Der Wille zur Macht sei die Grundlage für „die Lehre von der Ableitbarkeit aller guten Triebe aus den schlimmen.“ (JGB 23) Mit dieser These nahm Nietzsche die Lehre von der Sublimierung Sigmund Freuds vorweg. (JGB 284) Er sei unzeitgemäß, ein einsamer Wanderer, losgelöst von traditionellen Werten schweige er über das, was ihn wirklich antreibt. Studien zur Philosophie Friedrich Nietzsches. Nietzsche contrasts southern (Catholic) and northern (Protestant) Christianity; northern Europeans have much less "talent for religion" (§48) and lack "southern delicatezza" (§50). Gegen die Antisemiten und Nationalisten stellte Nietzsche die Unterstellungen gegenüber den Juden eindeutig als falsch dar: Die Auffassung, dass es in Europa Nationen gäbe, die den Juden vergleichbar seien, sei irrig. Der Vornehme hat es nicht nötig, hat kein Bedürfnis, sich öffentlich darzustellen. Königshausen & Neumann, Würzburg 2006, 90–91; Mazzino Montinari: Nietzsche lesen, de Gruyter, Berlin 1982, 169, Martin Heidegger: Nietzsche. (JGB 44) Nur der aristokratische Mensch, der selbstbewusst genug ist, sich selbst zu verherrlichen, sei wertschaffend. In it he exposes the deficiencies of those usually called "philosophers" and identifies the qualities of the "new philosophers": imagination, self-assertion, danger, originality, and the "creation of values". In: Nietzsche-Studien 18, 1989, Michael Hampe in: Michael Hampe und Helmut Maaßen (Hrsg. Ein Versuch in einer Umwertung aller Werte“.[13]. Mit seiner Kritik der Moral und der Demokratie forderte er keineswegs Anarchie. He then contests some of the key presuppositions of the old philosophic tradition like "self-consciousness", "knowledge", "truth", and "free will", explaining them as inventions of the moral consciousness. Volker Gerhardt verweist darauf, dass das „Pathos der Distanz“ für Nietzsche eine Voraussetzung für die Selbstüberwindung des Menschen und für die Wertschaffung im nietzeanischen Sinn ist. (KSA 6, EH 351) Der „gentil homme“, der vornehme Mensch im Sinne des aristokratischen Übermenschen, soll aus dem Werk lernen und den Mut aufbringen, sich nach den neuen Einsichten zu richten und das Gegenmodell einer „vornehmen Moral“ verwirklichen. damit allein schon jenseits von Gut und Boese. 186) Man kann die Arbeit Michel Foucaults als ein solches Forschungsprogramm verstehen.[32]. Der Vornehme verbirgt sich in der Einsamkeit, indem er die Anderen an seinem wahren Denken nicht teilhaben lässt. Für Nietzsche gibt es eine enge Verbindung zwischen Judentum und Europa. EVA, Hamburg 1993, 107, Nietzsche-Rezeption im Nationalsozialismus, Der Ursprung der moralischen Empfindungen, Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik, Die Philosophie im tragischen Zeitalter der Griechen, Über Wahrheit und Lüge im außermoralischen Sinn, Vom Nutzen und Nachteil der Historie für das Leben, Morgenröte. Königshausen & Neumann, Würzburg 2006, 110, Thomas Mittmann: Vom "Günstling" zum "Urfeind" der Juden: die antisemitische Nietzsche-Rezeption in Deutschland bis zum Ende des Nationalsozialismus. Sein Gegenentwurf ist eine neuartige Philosophie der „Immoralität“, die an die jeweiligen Perspektiven des Menschen gebunden ist. Unternehmergeist, Kühnheit, Raubsucht würden ersetzt durch Selbstregulierung, Opfermut und Uneigennützigkeit. Gedanken über die moralischen Vorurteile, Götzen-Dämmerung oder Wie man mit dem Hammer philosophirt, https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Jenseits_von_Gut_und_Böse_(Nietzsche)&oldid=203666871, „Creative Commons Attribution/Share Alike“, Erstes Hauptstück: Von den Vorurtheilen der Philosophen (1. SWR2 Wissen Friedrich Nietzsche – Werte jenseits von "gut" und "böse" Von Matthias Kußmann Sendung: Freitag, 20. 1999, 205, z. Er kritisiert darin überkommene Moralvorstellungen. As elsewhere, Nietzsche praises the Old Testament while disparaging the New Testament (§52). (JGB 175), das Prinzip „laedere neminem“ [niemand verletzen] (JGB 186), Ebenfalls auf dieser Edition basiert die aktuelle Ausgabe bei. Herkömmliche Moral diene den Interessen einzelner oder bestimmter Gruppen. Sklavenmoral sei demnach ungerecht. Download books for free. Die Frage nach dem Tod Gottes[30] diskutierte Nietzsche in Jenseits von Gut und Böse nicht mehr, sondern ging von dieser Tatsache aus. Sklavenmoral • [47], Martin Heidegger hat das Konzept des Willens zur Macht als eine metaphysische Grundkategorie interpretiert. Jenseits von Gut und Böse ist eine Schule des Gentilhommes, sagt Nietzsche in seinem selbstbiographischen Werk Ecce Homo. "It is no more than a moral prejudice that truth is worth more than appearance." (JGB 153), Der Einwand, der Seitensprung, das fröhliche Misstrauen, die Spottlust sind Anzeichen der Gesundheit: alles Unbedingte gehört in die Pathologie. Dionysos-Dithyramben • Auch die Liebe zu Gott. Nietzsche wartet mit der wohl arrogantesten Äußerung auf, die ein Autor jemals von sich selbst getätigt hat. Sprache habe einen instrumentellen Charakter und beinhalte eine perspektivische Weltsicht. Die Nationalstaaten seien geschichtlich entstanden und hätten einen äußerst unterschiedlichen Charakter. Reclam, Stuttgart 2005, 34–37, Eine ähnliche Argumentationskette findet sich bereits in Menschliches, Allzumenschliches MA I, 39: „So macht man der Reihe nach den Menschen für seine Wirkungen, dann für seine Handlungen, dann für seine Motive und endlich für sein Wesen verantwortlich.“, Josef Simon: Das Judentum und Europa bei Nietzsche, Heidelberg 1998, insb. „Man darf nicht fragen: »wer interpretirt denn?« sondern das Interpretiren selbst, als eine Form des Willens zur Macht, hat Dasein (aber nicht als ein »Sein«, sondern als ein Prozeß, ein Werden) als ein Affekt.“[29]. Dies ist das dionysische Element des Willens zur Macht. Solange die Idee Gott geglaubt wurde, hat sie Lebenskraft ausgelöst, und in diesem Sinne "lebte" Gott. ... Was mich nicht umbringt, macht mich stärker. Perspektivismus • EVA, Hamburg 1993, 105–108, Giorgio Colli: Distanz und Pathos. Nietzsche describes this as a more complete possession. • Jenseits von Gut und Böse. Nietzsche betont, dass es zu einer der Grundeigenschaften des Menschen gehöre, sein Leben nach den individuellen Ansprüchen und Bedürfnissen zu organisieren. Wenn das so sei, erübrige sich die Frage nach dem Urheber der Welt, nach einem letzten Grund. Der Freigeist • 112–125, Werner Stegmaier: Nietzsche, die Juden und Europa. – 44. In their place, he offers the "will to power" as an explanation of all behavior; this ties into his "perspective of life", which he regards as "beyond good and evil", denying a universal morality for all human beings. Kurzbiographie – Nietzsche als Person 4 … (JGB 62) „Die Art, mit der im Ganzen bisher die Ehrfurcht vor der Bibel in Europa aufrechterhalten wird, ist vielleicht das beste Stück Zucht und Verfeinerung der Sitte, das Europa dem Christenthume verdankt: solche Bücher der Tiefe und der letzten Bedeutsamkeit brauchen zu ihrem Schutz eine von Aussen kommende Tyrannei von Autorität, um jene Jahrtausende von Dauer zu gewinnen, welche nöthig sind, sie auszuschöpfen und auszurathen.“ (JGB 263). Endlich - giebt das Gedächtniss nach. „Jede Moral ist, im Gegensatz zum laisser aller, ein Stück Tyrannei gegen die ‚Natur‘... Das Wesentliche und Unschätzbare an jeder Moral ist, dass sie ein langer Zwang ist.“ (JGB, 108). „Heideggers Auseinandersetzung mit Nietzsche bleibt auf Aspekte beschränkt, die für seine Konstruktion von Metaphysikgeschichte ergiebig sind.“[50], Adorno sah in Nietzsche die Negation der von ihm kritisierten Aufklärungsmoral. [27] Macht als Ordnungskategorie der Welt könne nur bestehen, wenn es ständige Wechselbeziehungen zwischen den betroffenen Entitäten gebe. Nun ist diese Idee jedoch "unglaubwürdig geworden", erzeugt keine Kraft mehr, und damit ist Gott "tot". Philosophers are wrong to rail violently against the risk of being deceived. Zugleich übte Nietzsche eine grundlegende Kritik an der Gesellschaft seiner Zeit, aus der heraus er eine Umwertung aller Werte forderte, die sich am Willen zur Macht und einem vornehmen Leben orientiert. JGB 201)[35] „Keins von allen diesen schwerfälligen, im Gewissen beunruhigten Heerdenthieren (die die Sache des Egoismus als Sache der allgemeinen Wohlfahrt zu führen unternehmen — ) will etwas davon wissen und riechen, dass die »allgemeine Wohlfahrt« kein Ideal, kein Ziel, kein irgendwie fassbarer Begriff, sondern nur ein Brechmittel ist,“ (JGB Nr. Er studierte von 1864-1865 klassische Philologie in Bonn und Leipzig. Sittlichkeit sei Gehorsam gegenüber einer herrschenden Ideologie. Das kann ich nicht gethan haben - sagt mein Stolz und bleibt unerbittlich. Every "high culture" begins by recognizing "the pathos of distance"[1] (§257). Es folgten Genealogie der Moral 1887 sowie die Götzen-Dämmerung 1889. Umwertung aller Werte • Oder, noch heutlicher: treibt Vivisektion am »guten Menschen«, am »homo bonae voluntatis«..... an euch!“ (JGB 218), Nietzsche betrachtete es als Aufgabe der Psychologen, die von den Philosophen behaupteten Werte auf psychische Mechanismen zurückzuführen. Ich war auch von dieser Betrachtungsart zugleich gefesselt und wieder zurückgestoßen. Der Mensch als „noch nicht festgestelltes Thier“ könne zu sich selbst Stellung nehmen und seine eigene Zukunft entwerfen. Nietzsche asks the question, "what compels us to assume there exists any essential antithesis between 'true' and 'false'?". „Kants Prinzip, ,alles aus der Maxime seines Willens als eines solchen zu tun, der zugleich sich selbst als allgemein gesetzgebenden zum Gegenstand haben könnte’, ist auch das Geheimnis des Übermenschen. (Vgl. Literaturverzeichnis. Und was es mit der gefährlichen Formel "jenseits von Gut und Böse" auf sich hat, mit der wir uns zum Mindesten vor Verwechslung behüten: wir sind etwas Anderes als "libres-penseurs", "liberi pensatori", "Freidenker" und wie alle diese braven Fürsprecher der "modernen Ideen" sich zu benennen lieben. de Gruyter, 2. verbesserte Aufl. Was dazu reizt, auf alle Philosophen halb misstrauisch, halb spoettisch zu blicken, ist nicht, dass man wieder und wieder dahinter kommt, wie unschuldig sie sind - wie oft und wie leicht sie sich vergreifen und verirren, kurz ihre Kinderei und Kindlichkeit - sondern (JGB 154), Der Irrsinn ist bei Einzelnen etwas Seltenes,- aber bei Gruppen, Parteien, Völkern, Zeiten die Regel. Die historische Analyse der Moralentstehung führte Nietzsche zu der Unterscheidung von „Herren-Moral und Sklaven-Moral“. Jenseits von Gut und Böse. He finds the English coarse, gloomy, more brutal than the Germans, and declares that "they are no philosophical race", singling out Bacon, Hobbes, Hume and Locke as representing a "debasement and devaluation of the concept 'philosopher' for more than a century" (§252). ´Mein Urteil ist mein Urteil: dazu hat nicht leicht auch ein Anderer das Recht − sagt vielleicht solch ein Philosoph der Zukunft. : (Hrsg. Über das Pathos der Wahrheit • Kant, "the great Chinaman of Königsberg" (§210), reverts to the prejudice of an old moralist with his categorical imperative, the dialectical grounding of which is a mere smokescreen (§5). Die Rückführung der Entgegensetzung von Gut und Böse auf egoistische Triebe hatte Nietzsche mit seinem früheren Freund Paul Rée diskutiert, der diese Frage in seinem Werk „Der Ursprung der moralischen Empfindungen“[22] abgehandelt hatte. Über das Christentum habe Europa einen wesentlichen Teil seiner Wurzeln in der jüdischen Religion. [7] Die Vorarbeiten begannen im Jahr 1885, also parallel zum Zarathustra. Mythos und Kunst, in der Dichtung, der Malerei und vor allem in der Musik würden ebenso einen Schein wie die Metaphysik oder die Religion erzeugen. Aufl. Der Mensch sei daher genötigt, einen eigenen Maßstab zu schaffen, durch den erst eine Bewertung entstehe. ): Geschichte der Philosophie, Band XIII, Beck, München 2002, 59–112, hier 81, Volker Gerhardt: Vom Willen zur Macht. (257 – 296), „Ernstlich geredet, es giebt gute Gründe zu der Hoffnung, dass alles Dogmatisiren in der Philosophie, so feierlich, so end- und letztgültig es sich auch gebärdet hat, doch nur eine edle Kinderei und Anfängerei gewesen sein möge“, „Es hiess allerdings die Wahrheit auf den Kopf stellen und das P e r s p e k t i v i s c h e, die Grundbedingung alles Lebens, selber verleugnen, so vom Geiste und vom Guten zu reden, wie Plato gethan hat“, „Aber wir, die wir weder Jesuiten, noch Demokraten, noch selbst Deutsche genug sind, wir guten Europäer und freien, sehr freien Geister – wir haben sie noch, die ganze Noth des Geistes und die ganze Spannung seines Bogens! Nachfolgend eine Auswahl besonders bekannter und eindrücklicher Sprüche: Nietzsche hatte in Hinblick auf die Moral einen aufklärerischen Anspruch. In: Werner Stegmaier (Hrsg. Für den Vornehmen sei es natürlich, dass er sich von dem „Gemeinen“ durch ein „Pathos der Distanz“ (JGB 257) abheben würde. Jenseits von Gut und Böse • ): Europa-Philosophie, de Gruyter, Berlin 2011, 67–92, hier 67, Ralf Wilter: Europa im Denken Nietzsches, 91 FN 201, Giorgio Colli: Distanz und Pathos. Seine Selbstwertschätzung für sein eigenes Buch äußert sich durch seine metaphoristische Sprache als „der Müßiggang Gottes“, nach seinem großen Werk „ Also Sprach der Zarathustra“: Not counting the preface or epode, the main sections are organized into nine parts: In the opening two parts of the book, Nietzsche discusses, in turn, the philosophers of the past, who he accuses of a blind dogmatism plagued by moral prejudice masquerading as a search for objective truth; and the "free spirits", like himself, who are to replace them. Die Skepsis gegen das Leiden, im Grunde nur eine Attitude der aristokratischen Moral, ist nicht am wenigsten auch an der Entstehung des letzten grossen Sklaven-Aufstandes betheiligt, welcher mit der französischen Revolution begonnen hat.“ (JGB, 46), Gleichheit und eine Moral für alle, der allgemeine Nutzen oder das utilitaristische größte Glück der größten Zahl, widersprächen der natürlichen Rangordnung der Menschen. ‚Gut‘ ist nicht mehr gut, wenn der Nachbar es in den Mund nimmt. Schließlich löst er den Konflikt auf in einem Streben, das sich starkmacht „für das Ideal des übermüthigsten lebendigsten und weltbejahendsten Menschen, der sich nicht nur mit dem, was war und ist, abgefunden und vertragen gelernt hat, sondern es, so wie es war und ist, wieder haben will“. Er sei der Ursprung der Schaffenskraft, die über Selbsterhaltung und Selbstverliebtheit hinausgehe. Die achtbaren, aber nur mittelmäßigen Engländer wie Darwin, Mill oder Spencer hätten ein Übergewicht in Europa erzeugt.